Wald oder Feld?

Wohl jede*r kann bestätigen, dass ein Aufenthalt in der Natur guttut. Inwiefern diese Tatsache für die Patientenversorgung nutzbar ist, wird zunehmend unter dem Begriff der Nature-based Therapies erforscht. Dabei gibt es eine spannende Frage: Welche Rolle spielt die Art des jeweiligen Naturraums für den Effekt auf die Patient*innen – wirken alle Landschaften gleich oder gibt es Unterschiede?

Hochsensible Proband*innen

Ein Forscherteam aus Freiburg ging dieser Frage mit einem interessanten Ansatz nach. Sie rekrutierten als Proband*innen sogenannte Highly Sensitive Persons (HSP). Menschen mit Hochsensibilität zeichnen sich dadurch aus, dass sie Reize intensiver erleben als andere Menschen und auf diese mit deutlich stärkeren Emotionen reagieren.

Für die vorliegende Studie ist dies in doppeltem Sinne ein Vorteil. Denn zum einen müssten die Besonderheiten unterschiedlicher Naturräume in ihrer Auswirkung somit deutlich hervortreten. Zum anderen sind Hochsensible aufgrund ihrer perzeptiven Niedrigschwelligkeit besonders empfänglich für Stress. Sie müssten also auch in hohem Maße vom Naturempfinden profitieren, denn eine stresslindernde Wirkung ist bereits dokumentiert worden.

16 Proband*innen mit nachgewiesener Hochsensibilität, d.h. einer Punktzahl 18 im Sensitivity and Progressing Questionnaire (SV12), wurden in die Studie eingeschlossen. Ihr Alter lag im Mittel bei 43 Jahren, nur ein Proband war männlich, die anderen weiblich.

Wald versus Feld

Als Naturräume wurden Wald und Feld verglichen. Die jeweiligen Sinneseindrücke unterscheiden sich an beiden Orten. Beispielsweise bieten die Bäume des Waldes mehr Schutz vor Wind und Wetter als die Pflanzen im Feld. Auf den meist rechteckig angelegten Feldern herrscht in der Regel Monokultur, in Wäldern Artenvielfalt, was wiederum unterschiedliche Gerüche erzeugt. Das Blätterdach sorgt im Wald für ein charakteristisches Spiel aus Licht und Schatten, während das Feld einen freien Blick in den Himmel zulässt und weite Sicht in die Umgebung ermöglicht.

Konkret wurde für die Studie ein Mischwald aus Laub- und Nadelbäumen und ein mit Mais bepflanztes Feld in Freiburg im Breisgau ausgewählt, welches in der Ferne Sicht auf die Berge des Schwarzwaldes bietet. Die Proband*innen verbrachten in kleinen Gruppen von maximal sieben Menschen parallel eine Stunde am jeweiligen Ort. Durch den parallelen Aufenthalt in Wald und Feld sollte das Wetter als Faktor bestmöglich ausgeschlossen werden. Anschließend wurden sie in qualitativen Interviews zu ihrem Empfinden befragt. Nach einer Woche wechselten die beiden Gruppen den Ort für einen zweiten einstündigen Aufenthalt mit erneuter anschließender Befragung.

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