Welchen Effekt haben naturbasierte Therapien?

Unter sogenannten „Nature-based Therapies" werden in erster Linie medizinisch genutzte Aufenthalte oder Aktivitäten in Naturräumen – wie Wäldern, Parks, Gärten („Green Spaces") oder Seen, Flüssen und Meereslandschaften („Blue Spaces") – verstanden. ForscherInnen aus Australien legen nun eine systematische Meta-Analyse vor, die sowohl die Wirkung von naturbasierten Therapien als auch die für einen Behandlungserfolg relevanten Faktoren erfassen soll.

Datenbasis: 92 Studien

Insgesamt 92 entsprechende Studien, zwischen 1999 und 2021 veröffentlicht, wurden in die Analyse eingeschlossen. Bei den meisten Arbeiten (n=66, 72%) handelt es sich um randomisierte kontrollierte Studien, vornehmlich aus Südkorea (18, 20%), den USA (16, 17%) und Japan (10, 11%). Die ProbandInnen waren hauptsächlich Erwachsene (59, 64%) oder ältere Menschen (25, 27%). Nur in 11 Studien (12%) wurden PatientInnen unter 18 Jahren berücksichtigt. Die häufigsten Krankheitsbilder, bei denen die naturbasierten Interventionen zum Einsatz kamen, waren psychische Störungen (13, 14%), kardiovaskuläre Erkrankungen (12, 13%) und Muskel-Skelett-Erkrankungen (6, 7%).

Art der Naturräume und Verfahren

Die häufigsten Umgebungen für die Therapien waren Wälder und Naturschutzgebiete (32, 35%), Parks (26, 28%), kleine Haus- oder Gemeinschaftsgärten (15, 16%) und botanische oder Kleingärten (10, 11%). Zwei Studien (2%) befassten sich mit Blue Spaces wie z.B. Stränden. Als Verfahren wurden vornehmlich eingesetzt Spaziergänge oder Wanderungen (42, 46%), landwirtschaftliche oder Gartenarbeit (27, 29%) und Entspannungsverfahren wie Meditation oder Atem-Übungen (27; 29%).

In 58 Studien (63%) waren es institutionelle Einrichtungen, die die naturnahen Programme empfahlen, zuwiesen oder für ihre PatientInnen organisierten. Die Überweisung zu diesen Programmen erfolgte dabei in der Regel durch medizinisches (29, 32%) oder soziales Gesundheitspersonal (29, 32%).

Relevante Faktoren

In allen Studien wurden Verhaltens-Faktoren berücksichtigt, beispielsweise solche Aktivitäten in der Natur auszuwählen, welche die PatientInnen einfach selbst bewerkstelligen können (61, 66%), Trainingsangebote (46, 50%) oder die Bereitstellung von Hilfsmitteln (37, 40%). Die meisten Studien (77, 84%) befassten sich auch mit Umgebungs-Faktoren, etwa die Organisation der Aktivitäten in Gruppen (52, 57%) oder die Auswahl von solchen Naturräumen, welche durch die PatientInnen gut erreichbar waren (38, 41%). In 12 Studien (13%) wurden Maßnahmen erwähnt, die den Zugang erleichtern sollten, z.B. kostenfreie Tickets für den Personennahverkehr oder kostenfreier Eintritt in die Einrichtungen. Kognitive Faktoren wurden allerdings nur in knapp einem Drittel der Studien (26, 28%) erwähnt, etwa das Aufklären der PatientInnen über die gesundheitlichen Vorzüge von Naturnähe (18, 20%) und das Setzen von persönlichen Zielen zur Motivation (17, 18%).

Weiterlesen: www.carstens-stiftung.de