Ältere Menschen haben ein erhöhtes
Risiko für einen Mangel essenzieller Biofaktoren wie Vitamine und
Mineralstoffe. Ein solcher Biofaktorenmangel kann die körperliche und geistige
Leistungsfähigkeit beeinträchtigen und das Risiko für Erkrankungen erhöhen. In der Praxis spielt die gezielte Versorgung mit Biofaktoren daher eine
entscheidende Rolle, um die Gesundheit und Lebensqualität älterer Patienten zu
unterstützen.
Rund ein Drittel der Menschen über 65 Jahre
sind von einem Vitamin-B12-Mangel betroffen, bei den über
85-Jährigen sind es sogar bis zu 40 %.[1] Als mögliche Ursachen werden diskutiert:[2] ·Helicobacter-pylori-Infektion ·Chronische
Magen-Darm-Erkrankungen und Darmresektionen ·Antikörper
gegen Intrinsic- oder Parietal-Zellen ·eine
bakterielle Überwucherung des Darms ·Arzneimittel
Wie zeigt sich ein
Vitamin-B12-Mangel?[3],[4] Ein Vitamin-B12-Mangel kann vielfältige
Symptome verursachen – von Blutbildveränderungen wie megaloblastärer Anämie bis
hin zu neurologischen und psychiatrischen Störungen. Häufig
treten Polyneuropathien, Gedächtnisprobleme, Verwirrtheit oder depressive
Verstimmungen auf. Insbesondere bei älteren Menschen ist ein latenter Mangel
mit kognitivem Abbau und einem erhöhten Demenzrisiko assoziiert. Studien zeigen
zudem einen möglichen Zusammenhang mit Alzheimer. Eine frühzeitige Diagnose und
gezielte Versorgung sind daher essenziell.
Biofaktorenmangel erkennen: wichtige Laborwerte Ein Mangel an essenziellen Biofaktoren wie Vitaminen und Mineralstoffen
kann die Gesundheit erheblich beeinträchtigen. Die Labordiagnostik spielt
eine entscheidende Rolle, um Defizite frühzeitig zu erkennen und gezielt
auszugleichen. Ausführliche Informationen zu relevanten Laborwerten und diagnostischen
Methoden finden Sie hier: www.gf-biofaktoren.de/wissenswertes-ueber-biofaktoren/diagnose/
Vitamin-B12-Mangel
ausgleichen [5],[6]
parenteral: 1000 µg s.c. od. i.m. •1 Woche täglich, dann •1 Monat wöchentlich, dann •meist lebenslang alle 1-3 Monate in
Abhängigkeit von Kontrollen der Serumspiegel
oral: 1 Tablette 1000 µg •1 Monat 1(-2) Tabletten/Tag, dann •meist lebenslang 1 Tablette/Tag (bis 1
Tablette/Woche) in Abhängigkeit von Kontrollen der Serumspiegel
Der
Ausgleich des Vitamin-B12-Mangels ist durch die Verfügbarkeit einer
hochdosierten oralen Form erleichtert worden, die eine vom Intrinsic Factor
unabhängige Aufnahme durch passive Diffusion im gesamten Dünndarm ermöglicht und
von den meisten Patienten einer parenteralen Supplementierung vorgezogen wird. Eine
orale Supplementierung kann auch bei einer Spritzenphobie oder als
Erhaltungstherapie nach parenteraler Behandlung erfolgen.
Welche Rolle spielt Magnesium im
Alter? Ein Magnesiummangel kann nicht nur zu
unspezifischen Symptomen wie Erschöpfung, Nervosität oder Schlafstörungen
führen. Auch im Hinblick auf die Volkskrankheiten Diabetes, Bluthochdruck und Herz-Kreislauferkrankungen
ist auf eine gute Magnesiumversorgung zu achten.
1.Diabetes mellitus Der Biofaktor ist am Glukosestoffwechsel
beteiligt. Eine erniedrigte Magnesiumserumkonzentration kann zu einer
Insulinresistenz und einer schlechten glykämischen Kontrolle führen. Durch die verstärkte osmotische Diurese – bei
nicht optimaler metabolischer Kontrolle – kommt es zu renalen Magnesiumverlusten.
Diese Magnesiumverluste wiederum können den Magnesiummangel und die
Stoffwechsellage weiter verschlechtern und zu einem Circulus vitiosus führen. Studien zeigen, dass sich eine Magnesiumsupplementierung
positiv auf den Glukosestoffwechsel auswirkt. Eine orale Supplementation kann
die Insulinsensitivität und die Qualität der Diabeteseinstellung verbessern und
zudem in der Prävention diabetischer Folgeerkrankungen hilfreich sein.[7],[8]
2.Hypertonie und Herz-Kreislauferkrankungen ·Beobachtungsstudien
zeigen einen inversen Zusammenhang zwischen Magnesiumstatus und Hypertonie[9] oder
Herzinsuffizienz.[10] ·In
Interventionsstudien und Metaanalysen konnte nachgewiesen werden, dass sich
eine Magnesiumsupplementierung positiv auf den Verlauf der genannten
Erkrankungen auswirken kann.[11],[12],[13] ·Ein Magnesiummangel kann Herzrhythmusstörungen
verursachen. ·Der
Ausgleich eines Magnesiummangels in Prävention und Behandlung von Herzrhythmusstörungen ist von verschiedenen Fachgesellschaften in
deren Leitlinien integriert worden.[14]
Magnesiummangel ausgleichen Das Bundesinstitut für Risikobewertung
empfiehlt zur Kompensation eines Magnesiummangels eine maximale Tagesdosis von
250 mg Magnesium aus Supplementen. Die Tagesdosis sollte auf mindestens zwei
Portionen aufgeteilt werden, um die Verträglichkeit zu erhöhen.[15]Aufgrund der osmotischen Wirkung im Intestinum kann eine übermäßige
Magnesiumzufuhr zu Diarrhöen führen. Gesunde Menschen sollten sich daher an die
vom BfR vorgegebene Tageshöchstmenge und Darreichung halten. Bei den oben
genannten Erkrankungen sind jedoch meist höhere Dosen um 300 mg – teilweise
etwas höher – zu empfehlen.
Biofaktorenmangel bei Senioren – Fazit für die Praxis Senioren können durch Fehlernährung,
Krankheiten, soziale und kognitive Faktoren oder Arzneimitteleinflüsse in einen Vitamin- und Mineralstoffmangel geraten. Daher sollte
gerade bei dieser Patientengruppe auf eine optimale Biofaktorenversorgung
geachtet werden. Am Beispiel von Vitamin B12 und Magnesium wird
empfohlen, potenzielle Mangelzustände gezielt nachzuweisen und bei
nachgewiesenem Mangel auszugleichen. So kann mangelbedingten Krankheiten älterer
Menschen vorgebeugt bzw. deren Entwicklung positiv beeinflusst werden.
Die Gesellschaft für Biofaktoren e. V. (GfB) ist ein gemeinnütziger Verein, der das Ziel
verfolgt, die wissenschaftlichen Grundlagen der Therapie und Prophylaxe mit
Biofaktoren zu fördern. Weitere Informationen: www.gf-biofaktoren.de
Literatur: [1] Andrès E et al.: Vitamin B12 deficiency
in elderly patients. CMAJ 2004; 171(3): 251-259 [2]Djukic M et al.: B-Vitamine in der in der Geriatrie – was bestimmen, was
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gastrointestinal disorders. J Clin Med 2018 Oct; 7(10): 304 [6] Wang H et al.: Oral vitamin B12 versus
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1601-1687 [15] www.gf-biofaktoren.de/wissenswertes-ueber-biofaktoren/sichere-hoechstmengen/ Bild von Manfred Richter auf Pixabay
[10] Wannamethee SG et
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Epidemiol 2018; 33(9): 873-882