Wenn Arzneimittel zu Biofaktorenräubern werden

Arzneimittel können die Resorption essenzieller Biofaktoren wie Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente hemmen oder deren Ausscheidung fördern. Das Risiko für einen Biofaktorenmangel und daraus resultierende gesundheitliche Beschwerden und Erkrankungen steigt.

Der Biofaktorenhaushalt kann durch zahlreiche Arzneimittel negativ beeinflusst werden.[i],[ii]Dafür gibt es im Wesentlichen folgende Angriffspunkte: den Darm und die Niere. Es kann zu einer verminderten intestinalen Resorption essenzieller Vitamine und Mineralstoffe und/oder einer verstärkten Ausscheidung über Darm oder Niere kommen. Auch für den naturheilkundlich tätigen Therapeuten empfiehlt sich daher eine gute Kenntnis der Arzneimitteleinflüsse auf die Biofaktorenversorgung ihrer Patienten.

Bei Säureblockern auf Vitamin-B12-Status achten

Protonenpumpenhemmer wie Pantoprazol gehören zur Gruppe der Säureblocker und werden trotz Studienergebnissen über Nebenwirkungen bei Langzeiteinnahme wie einem erhöhten Risiko für die Entwicklung einer Demenz oder chronischen Niereninsuffizienz nach wie vor häufig verordnet. Säureblocker hemmen die Aktivität der Belegzellen im Magen. Diese Belegzellen produzieren die Magensäure, die der Organismus jedoch benötigt, um Vitamin B12 aus dem Nahrungseiweiß zu lösen. Außerdem bilden die Belegzellen den für die Vitamin-B12-Aufnahme notwendigen Intrinsic Faktor. Infolge einer Therapie mit Säureblockern kann es daher zu einem Vitamin-B12-Mangel kommen. Das Risiko für einen solchen Vitamin-B12-Mangel erhöht sich durch langfristige Einnahme von Protonenpumpenhemmern um 65% und von H2-Blockern um 25%.[iii]

Achtung: Vitamin-B12-Mangel

Das bei Diabetikern häufig eingesetzte orale Antidiabetikum Metformin kann die Vitamin-B12-Resorption behindern und erhöht bei Langzeiteinnahme die Gefahr eines Vitamin-B12-Mangels. Das Risiko für einen Vitamin-B12-Mangel bei Diabetikern unter Metformin ist dreifach erhöht im Vergleich zu Nicht-Diabetikern[iv],[v]und doppelt so hoch im Vergleich zu Diabetikern ohne Metformin-Therapie.[vi] Zudem behindert Metformin die Folsäure-Resorption, wodurch es zum kombinierten Mangel an Vitamin B12 und Folsäure und in der Folge zu einem erhöhten Homocystein-Blutspiegel kommen kann. Das toxische Homocystein schädigt Blutgefäße und fördert eine Arteriosklerose, was das bei Diabetikern an sich schon erhöhte Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen weiter verschärft.

Auch diese Arzneimittel können zu Biofaktorenräubern werden

Die oben bereits erwähnten Protonenpumpenhemmer werden nicht nur mit einem erhöhten Risiko für eine Vitamin-B12-Unterversorgung verknüpft, sie können auch die intestinale Resorption der Vitamine C, D und Folsäure hemmen, die Magnesium-Ausscheidung fördern sowie den Eisen-, Zink- und Calcium-Haushalt negativ beeinflussen.

Eine Behandlung mit Aminoglykosid-Antibiotika, Tetrazyklinen, Cotrimoxazol, Penicillin und Rifampicin kann ebenfalls einen Magnesium-Mangel fördern, aber auch den Kalium- und Calcium-Status negativ beeinflussen. Bei der Therapie mit Tetrazyklinen kann es zudem zu einer verstärkten Vitamin-C-Ausscheidung und einer verminderten Resorption von Zink und Eisen kommen.[vii]

 Fazit für die Praxis?

Unter einer Behandlung mit den genannten Arzneimitteln empfiehlt es sich daher, auf den Biofaktorenstatus zu achten und arzneimittelbedingte Mangelzustände durch eine zielgerichtete Supplementierung auszugleichen. So können sowohl Krankheitsverläufe als auch die Entwicklung von Folgeerkrankungen positiv beeinflusst werden.

Und noch ein Tipp:

Auch diese Arzneimittel können zu einem Mangel an Vitaminen & Co. führen: www.gf-biofaktoren.de/tipps-tests/biofaktoren-raeuber/

Die Gesellschaft für Biofaktoren e. V. ist ein gemeinnütziger Verein, der das Ziel verfolgt, die wissenschaftlichen Grundlagen der Therapie und Prophylaxe mit Biofaktoren zu fördern.

Weitere Informationen: www.gf-biofaktoren.de




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Literaturnachweis:

[i] Mohn et al.: Evidence of Drug-Nutrient interactions with chronic use of commonly prescribed medications: An update. Pharmaceutics 2018 Mar 20; 10(1): 36

[ii] Samaras D et al.: Effects of widely used drugs on micronutrients: A story rarely told. Nutrition 2013 Apr; 29(4): 605-610

[iii] Lam JR et al.: Proton pump inhibitor and histamine 2 receptor antagonist use and vitamin B12 deficiency. JAMA 2013 Dec, 310(22): 2435-42

[iv] De Groot-Kamphuis DM et al.: Vitamin B12deficiency and the lack of its consequences in type 2 diabetes patients using metformin. Neth J Med 2013 Sep; 71(7): 386-390

[v] Damião CP et al.: Prevalence of vitamin B12deficiency in type 2 diabetic patients using metformin: a cross-sectional study. Sao Paulo Med J 2016 Nov-Dec; 134(6): 473-479

[vi] Yang W et al.: Associations between metformin use and vitamin B12 level, anemia and neuropathy in patients with diabetes: a meta-analysis. J Diabetes 2019 Sep; 11(9): 729-743

[vii] Chan LN: Drug-nutrient interactions. JPEN J Parenter Enteral Nutr 2013 Jul; 37(4); 450-459