Wurde in der Brust ein auffälliges Knötchen entdeckt, steht üblicherweise eine Biopsie an: Die Ärztin oder der Arzt entnehmen kleine Gewebeteile aus dem Knötchen, um diese im Labor untersuchen zu lassen. Es stellt sich die Frage: Handelt es sich bei dem verdächtigen Knoten um eine harmlose oder krankhafte Gewebeveränderung, also einen Tumor? Derzeit müssen Patientinnen und Patienten einige Tage auf das Ergebnis warten. Weitere Nachteile der Biopsie: Sie ist kostspielig, schmerzhaft und birgt als invasive Methode ein gewisses Risiko – zum Beispiel von Wundinfektionen oder der Verletzung benachbarten Gewebes.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Fraunhofer-Zentrums für Angewandte Nanotechnologie CAN, eines Forschungsbereichs des Fraunhofer IAP am Standort Hamburg, haben es sich zum Ziel gesetzt, die herkömmliche Biopsie in der Brustkrebsdiagnostik mit ihren Nachteilen überflüssig zu machen. »Im Projekt LIBIMEDOTS arbeiten wir daran, Brustkrebs über im Blut zirkulierende Tumorzellen nachzuweisen – gemeinsam mit der spanischen Rovira i Virgili-Universität, der Universität Hamburg und dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf«, erläutert Dr. Neus Feliu Torres, die über ein Attract-Programm seit Juli 2020 die Arbeitsgruppe »Nanozelluläre Wechselwirkungen« am Fraunhofer IAP leitet. Befindet sich ein Tumor im Körper, beispielsweise in der Brust, gelangen einige Tumorzellen immer auch in den Blutkreislauf und in andere Körperflüssigkeiten. Weist man sie dort nach statt über eine Biopsie des Tumors selbst, hat das zahlreiche Vorteile. Zum einen ist das Verfahren schonend, der Arzt muss der Patientin oder dem Patienten lediglich ein wenig Blut abnehmen. Zum anderen liegt das Ergebnis innerhalb weniger Stunden vor. Auf diese Weise, so hofft das Forscherteam, könnten sich Brusttumore künftig im Sinne der Früherkennung nicht nur schneller und patientenschonender aufspüren lassen. Auch die Behandlung lässt sich überprüfen: Ist die Therapie erfolgreich?
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